Zehn Jahre nach dem Skiunfall: Michael Schumacher – Umfangreiche Dokuserie heute im TV

Nach seinem tragischen Skiunfall verschwand Michael Schumacher aus der Öffentlichkeit. Zehn Jahre später präsentiert die ARD eine Dokuserie über das Leben und die Karriere des siebenfachen Formel-1-Weltmeisters.

Diese Worte hallen nach: “Ich glaube an das Schicksal”, sagte Michael Schumacher, der siebenfache Formel-1-Weltmeister und eine der größten Ikone des Motorsports, in einem Interview in den frühen 90er-Jahren. Damals, am Anfang seiner beeindruckenden Karriere, schaute der junge Kerpener voller Selbstbewusstsein und Hoffnung in die Kamera. Er sollte eine strahlende Zukunft vor sich haben. Bis zu jenem verhängnisvollen 29. Dezember 2013, als ein tragischer Skiunfall in den französischen Alpen alles veränderte. Schumacher erlitt schwere Kopfverletzungen, lag monatelang im künstlichen Koma – und ist seitdem nicht mehr öffentlich präsent.

Zehn Jahre nach diesem schicksalhaften Tag rekapituliert nun die ARD-Miniserie “Being Michael Schumacher” das außergewöhnliche Leben des heute 54-Jährigen – von seinen Anfängen als Vierjähriger auf der Kartbahn in der nordrhein-westfälischen Provinz bis hin zum Leben als von Presse und Fans umjubelter Weltstar. Das Erste zeigt die fünf Episoden der Reihe am Donnerstag, den 28. Dezember, ab 23.35 Uhr. Die Serie ist auch in der ARD-Mediathek verfügbar.

Der Autor und Filmemacher Andreas Troll strukturiert seine bemerkenswerte Serie clever. Er interviewt Wegbegleiter und Experten, nutzt zahlreiche seltene Aufnahmen aus den vergangenen Jahrzehnten und lässt Schumacher selbst oft durch Interviews, Aufzeichnungen und Archivreportagen zu Wort kommen. “Ich bin einfach ich selbst. Und ich sehe mich als jemanden, der stets bodenständig geblieben ist”, sagt er an einer Stelle. Man ahnt, dass diese Dokumentation nur teilweise hinter die Kulissen und Fassaden blicken kann, die Schumacher und später seine Familie immer geschützt und aufrechterhalten haben. Trotzdem schafft die Dokumentation den Balanceakt zwischen respektvoller Distanz zur Privatsphäre Schumachers und kurzen Einblicken in das Leben eines Weltstars.

So entsteht ein umfassendes, facettenreiches Porträt – nicht nur einer Motorsportikone, deren Talent und Können von den Größen des Rennsports hoch gelobt werden. Sondern auch des Menschen Schumacher, dessen bescheidene, genügsame Natur von denjenigen, die ihn näher kennen, immer wieder betont wird. Ein Mensch, der trotz seines globalen Ruhms seine Wurzeln nie vergisst. “Ein Mensch, der selten sein Visier hebt und einen schüchternen, sehr freundlichen und humorvollen Charakter zeigt”, beschreibt es die Dokumentation so treffend.

Im “Wohnzimmer” von Michael Schumacher

Die Serie zeigt Schumacher, der am Rande von Kerpen-Manheim aufgewachsen ist und seine Leidenschaft für den Rennsport auf der Kartbahn an der Kiesgrube entdeckte. Von diesem “Kinderzimmer” ging es Jahre später in das oft zitierte “Wohnzimmer”, wie Schumacher die Rennstrecke im belgischen Spa nannte. Dort erhielt er 1991 seine erste Chance in der Formel 1, gewann ein Jahr später sein erstes Formel-1-Rennen und überquerte 2004 die Ziellinie für seinen siebten und letzten WM-Titel.

“Being Michael Schumacher” dokumentiert den stets intensiv verfolgten Weg vom Benetton-Fahrer, der 1994 und 1995 seine ersten Weltmeisterschaften gewann, bis hin zum Star bei Ferrari – dem Formel-1-Team, dem er ab 1996 zehn Jahre lang treu blieb.

Schumachers Zeit bei Ferrari prägte nicht nur seine Karriere, sondern auch die Geschichte des Ferrari-Teams. Mit fünf aufeinanderfolgenden Weltmeistertiteln wurde der Deutsche spätestens um die Jahrtausendwende zu einer Ikone des Motorsports. Nach Jahren des Ruhms und der Erfolge zog sich Schumacher 2006 aus der Formel 1 zurück. Die Familie rückte in den Vordergrund. Aber die Leidenschaft für den Rennsport blieb ungebremst. 2009 feierte er überraschend sein Comeback im Mercedes-Team.

Regisseur Troll begleitet an einigen Stellen nahezu poetisch die bemerkenswerte Laufbahn Schumachers. Und in dieser Geschichte steckt natürlich viel Drama: Der Junge aus bescheidenen Verhältnissen erklimmt den Gipfel des Erfolgs, steigt auf dem Höhepunkt aus, kehrt zurück – und wird schließlich, ein Jahr nach seinem endgültigen Rückzug aus dem Profi-Motorsport, Opfer eines tragischen Unfalls, der sein Leben für immer verändert.

Being Michael Schumacher: Eine umfangreiche Dokumentation

“Schumacher hat den Beruf des Rennfahrers vollkommen neu definiert”, heißt es in der äußerst umfangreichen und detailreichen Dokumentation, in der auch Bruder Ralf Schumacher und zahlreiche andere Rennfahrer wie Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Jean Todt zu Wort kommen. Nicht immer sind die Bewertungen der ehemaligen Kollegen ausschließlich positiv: “Er konnte hart und rücksichtslos sein”, weiß beispielsweise Ex-Konkurrent David Coulthard.

Wie bedeutend Schumacher über die Formel 1 hinaus für den Sport hierzulande war, verdeutlichen die Interviews mit anderen deutschen Sportlern wie Dirk Nowitzki, Franziska van Almsick und Bastian Schweinsteiger, der dank Schumis Siegen die Nationalhymne “richtig kennengelernt” habe. Schumacher, so wird in der Doku eindrucksvoll gezeigt, hat das Gesicht einer ganzen Sportnation und darüber hinaus geprägt.

Und heute? Die Frage, was Michael Schumacher heute macht und wie seine Rehabilitation verläuft, wird von der Dokumentation angemessen vorsichtig behandelt.