Japans kaiserlicher Hof in der Männerkrise: Bleibt die Prinzessin für immer?

Die Erbmonarchie Japans steht auf unsicheren Beinen: Nur Männer können erben, doch ihr Bestand schwindet. Das Land strebt nach einer Reform für Gleichberechtigung.

Alles Gute zum Geburtstag, Prinzessin Aiko – die mögliche zukünftige Kaiserin? Am 1. Dezember 2023 feiert das alleinige Kind des herrschenden Kaiserpaars Japans, Naruhito und Masako, seinen 22. Geburtstag. Eigentlich könnte die Prinzessin gelassen in die Zukunft blicken, denn sie ist eine Frau.

Frauen in der kaiserlichen Familie werden besonders behandelt: Gemäß dem Gesetz haben sie keinen Anspruch auf die Thronfolge und werden nach Heirat mit einem Bürgerlichen aus der Familie ausgeschlossen. Das bedeutet, Aiko wird ihrem Vater nie auf den Thron folgen und wahrscheinlich eines Tages ein ziviles Leben führen.

Doch da ist das Problem der Männerkrise.

Vorwürfe gegen Masako nach der Geburt ihrer Tochter

Vor knapp 20 Jahren sorgte die japanische Politik für Aufsehen, denn das Ende der kaiserlichen Dynastie schien absehbar. Die damalige Kronprinzessin Masako brachte mit Aiko “nur” ein Mädchen zur Welt und bekam kein weiteres Kind. Das wurde von den Erzkonservativen und Traditionalisten als schweres Versagen angesehen.

Die ehemalige Diplomatin litt daraufhin unter Depressionen – bis heute kann sie nur ein auf ihren Zustand abgestimmtes Programm absolvieren. Nach dem damaligen Kaiser Akihito standen nur noch seine Söhne Naruhito und Fumihito in direkter Thronfolge. Danach kamen ältere Verwandte. Das Ende der Monarchie schien nahe.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends stellte sich die Politik daher die Frage, wie es mit der kaiserlichen Familie weitergehen sollte, und der damalige Premierminister Junichiro Koizumi setzte ein Beratungsgremium ein. Seine einzige Aufgabe: herauszufinden, wie das Hofgesetz geändert werden müsste, um Frauen wieder in die Thronfolge aufzunehmen. Schließlich gab es in der Geschichte Japans durchaus Kaiserinnen.

Der Weg schien geebnet für eine Reform der Thronfolge

2005 kam das Gremium zu dem Schluss, dass das älteste Kind des regierenden Kaisers “Priorität” haben sollte, unabhängig vom Geschlecht. Laut einer Umfrage der japanischen Zeitung “Mainichi Shimbun” stimmten 85 Prozent der Befragten für eine Frau auf dem Thron. Dann verkündete der Palast die dritte Schwangerschaft von Prinzessin Kiko, der Ehefrau von Fumihito, und die Offenheit für eine Gesetzesänderung verschwand. Sie brachte tatsächlich einen Jungen zur Welt, Prinz Hisahito. Nun ruht die Zukunft der japanischen Monarchie auf ihm.

Dennoch wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer wieder eine Thronfolgereform gefordert. Es wurden Gremien eingesetzt, Umfragen durchgeführt, während die älteste Tochter von Fumihito und Kiko sowie weitere Frauen die Kaiserfamilie verlassen mussten, weil sie bürgerliche Männer heirateten.

“Lasst Aiko zur kaiserlichen Erbin werden”

Im Juli 2023 fand in Tokio das Event “Lasst Aiko zur kaiserlichen Erbin werden” des Manga-Künstlers Kobayashi Yoshinori statt. Er setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die Prinzessin zur Thronfolgerin ernannt wird, und zeichnete bereits einen Manga mit dieser Botschaft. Bei seinem Event trat die ehemalige Parlamentsabgeordnete Shiori Kanno auf und betonte laut “nippon.com”: “Die japanische Öffentlichkeit befürwortet nicht nur entschieden eine Kaiserin, sondern unterstützt auch die matrilineare Thronfolge, die die Kinder weiblicher Kaiser auf den Chrysanthemen-Thron bringen würde.”

“Dennoch wächst in den Machtzentren weiterhin die Unterstützung für die Nachfolge in der männlichen Linie oder für eine rein patrilineare Nachfolge”, so Shiori Kanno.

Die japanische Bevölkerung zeigt sich laut Umfragen offen für Kaiserinnen und eine gleichberechtigte Erbfolge, während die Politik strikt dagegen ist und ruhige Debatten darüber verlangt.

Prinzessin Aiko widmet sich dem Studium

Und Aiko? Die Prinzessin studiert derzeit Japanische Literatur an der renommierten Gakushuin-Universität in Tokio. In diesem Jahr erklärte sie bei ihrer ersten Pressekonferenz, dass sie ihre Pflichten bestmöglich erfüllen wolle. Sie schätze jede Aufgabe und empfinde tiefe Dankbarkeit für all jene, die sie auf ihrem bisherigen Weg begleitet haben. Einige emotionale Worte richtete die Prinzessin an das Kaiserpaar.

“Die Präsenz meiner Eltern ist unersetzlich, sie sind mir immer nahe, egal in welcher Situation. Ich möchte mich auch bei meiner Mutter bedanken, dass sie mich zur Welt gebracht hat.” – Prinzessin Aiko von Japan

Eine Hommage, denn nach der Geburt Aikos im Jahr 2001 bedankte sich die damalige Kronprinzessin für die Geburt ihrer Tochter.